5.April 08
Der zweite Eintrag ist schwieriger als der erste, da die zu schnell auf den Semesterbeginn folgenden Osterferien, den Schwung abrupt gestoppt haben und sich die Literatursuche als schwieriger gestaltet hat, als ursprünglich angenommen.
Das Problem war der Anfang, womit sollte ich beginnen? Stierle war in der Bibliothek nicht auffindbar, Biografien über Olympe de Gouges und Christine de Pizan waren ausgeliehen. Das Buch von der Stadt der Frauen eignete sich für den Beginn nicht. Die Lektüre Hazan`s ist ungemein interssant und anregend, gleichzeitig aber auch entmutigend in Bezug auf die eigene Arbeit.
Mittlerweile fand ich eine Monografie Christine de Pizan`s von Margarete Zimmermann und ich denke damit zu beginnen, Orte, die für das Leben von Christine von Bedeutung waren, aufzuspüren und zu beschreiben.
Christine de Pizan ist eine herausragende Persönlichkeit, vielleicht eine der ersten "Feministinnen" der Geschichte, eine hochpolitische, intellektuelle Autorin, Verlegerin und Buch-Macherin und wie Margarete Zimmermann meint, eine der ersten Repräsentantinnen "einer modern anmutenden weiblichen Existenz" im nahezu ausschließlichen männlichen Mittelalter.
Christine wurde um 1364 in Venedig als Tochter von Tommaso Benvenuto, Astrologe und Arzt, der später an den Hof König Karl V. gerufen wird, geboren. Christine verbringt ihre ersten Lebenjahre mit ihrer Mutter in Bologna, erst auf Drängen des Königs läßt Tommaso Benvenuto, der sich in Paris de Pizan nennt, seine Frau und Tochter nachkommen. Christine verbringt ihre Jugend im Umkreis von Karl V., der für sie lebenslang der ideale Herrscher bleiben wird, und dessen Biographie sie Jahre nach seinem Tod verfassen wird. Unter anderem lobt sie Karl V. als "wahren Baumeister". König Karl V. ließ neben seinem Stadtpalais Saint-Paul eine Kirche für den Coelestiner-Orden errichten, den Zwinger von Vincennes, die Bastille und den Louvre läßt er ausbauen und verschönern ( diese Orte könnten möglicherweise Eckpunkte meines Themenparcours werden, vorläufig möchte ich aber bei Christine bleiben, bevor ich diesbezügliche Nachforschungen anstellen werde).
Sie beschreibt ihre Jugend als glücklich und sorglos. Sie verehrte ihren Vater sehr, der die intellektuellen Fähigkeiten seiner Tochter wenn auch nicht aktiv fördert, so doch nicht zu unterbinden versucht. Im "Buch von der Fortuna" bedauerte Christine, dass Mädchen aufgrund ihres Geschlechtes von Bildung so gut wie ausgeschlossen waren. Sie lernte vieles von ihrem Vater und wollte ihm nacheifern, doch die Möglichkeit Wissen zu erwerben war für Mädchen nicht vorgesehen, was sie zutiefst bedauerte und anprangerte.
Im Alter von vierzehn oder fünfzehn Jahren wurde sie mit dem königlichen Notar und Sekretär Etienne de Castel verheiratet. Für Christine stellt die Ehe die ideale Lebensform für Männer und Frauen dar, vorausgesetzt, der Mann sei gütig, klug, treu und zärtlich. Sie meinte, dass Ehe und Liebe miteinander vereinbar seien, offenbar ist ihr dieses Glück zuteil geworden.
Nach dem Tod Karl V. ändert sich die politische Situation in Frankreich, die Zeit des Wohlstands und Friedens geht ihrem Ende zu und weicht einer "Epoche der Schwäche, die sich ihrem Ende zuneigt" (Eustache Deschamps).
Nach dem Tod Karl V. verschlechtert sich die Situation der Familie Pizan. Materielle Zuwendungen versiegen, die ehemaligen Günstlinge des Hofes können sich der Neider und Feinde nicht mehr erwehren. Etienne de Castel und der Vater sterben, die Brüder kehren nach Italien zurück. Christine bleibt auf sich allein gestellt zurück und muss für ihre drei Kinder und ihre Mutter sorgen. Üblicherweise wurden Witwen möglichst schnell wiederverheiratet, wenn das nicht möglich war, erwartete man von Witwen, dass sie zurückgezogen lebten und sich bestenfalls karitativen Aufgaben widmeten. Christine fand Arbeit als Kopistin in der Buchherstellung. In späteren Werken beschrieb sie die furchtbare Zeit der finanziellen Schwierigkeiten, die Angst vor sozialem Abstieg, die Probleme, die man ihr als Frau bereitete. Sie beklagte die Rechtlosigkeit und Ohnmacht von Witwen, deckte die Missstände auf. Bereits in ihren ersten Gedichten übt sie Sozialkritik und wirft dem Adel mangelnde Einhaltung seiner Schutzpflicht vor. Ab ungefähr 1394 begann sie zu schreiben. Sie bildete sich autodidaktisch. Sie meinte, dass nur ihr Leben als Witwe es ihr ermöglicht hätte, sich eine Existenz als Intellektuelle aufzubauen, da die Verpflichtungen als Hausfrau, Ehefrau und Mutter ihr ein Selbststudium verunmöglicht hätten. Margarete Zimmermann meint, dass Christine de Pizan mit ihrer neuen Existenz als Intellektuelle eine neue Geschlechterrolle übernahm. Pizan selbst beschrieb einen Wechsel von einer "weiblichen" Existenzform in eine "männliche", der ihr das Überleben in der 'Gesellschaft ihrer Zeit ermöglicht hätte.
Um 1400 entwickelte sich in Paris, möglicherweise als Reaktion auf die allgegenwärtige Bedrohung, eine Zeit des außerordentlichen Raffinements der Lebensführung. Paris wurde zum Zentrum der nouvelle facon", üppige Feste, dekadente Gelage, Maskeraden und Travestien erfreuen sich größter Beliebtheit, eine neue Mode entsteht. Die Erfindung von weiblichen und männlichen Körpern ist an der Mode mit ihren geschlechtlichen Zuschreibungen und Betonungen abzulesen.
Christine de Pizan veröffentlicht das "Buch vom Frieden'", das zu einer dauerhaften Befriedung beitragen soll. Tatsächlich kommt es nach der Ermordung des Herzog Ludwig von Orleans durch Johann Ohnefurcht zu bürgerkriegsartigen Ausschreitungen. Frankreich gerät zunehmend unter engliche Herrschaft, da Johann Ohnefurcht mit den Engländern paktiert. Der Graf von Armagnac wird zum Herrscher über Paris und übt eine Terrorherrschaft aus, was die Bevölkerung von Paris dazu bewegt, die Stadt 1418 den Anhängern Ohnefurchts zu öffnen. Ein furchtbares Massaker ist die Folge, die Armagnacen werden abgeschlachtet.
Das letzte Gedicht Christine`s ist eine Hommage an Johanna von Orleans. Die "Stadt der Frauen" ist vielleicht die erste Antwort auf den Rosenroman, der als Auftakt der "Querelle de femmes" gilt. Christine ist die erste Frau, die an der "Querelle" mitschreibt. Zimmermann meint, dass die Stadt der Frauen, "Cite des Demes", Utopie und Gedächtnisort sei, eine Gegenkonzeption von Weiblichkeit, als Antwort auf den Rosenroman. Eine ideale, imaginierte Stadt, ein befestigter Zufluchtsort für Frauen, mit den realen architektonischen Merkmalen einer mittelalterlichen Stadt, die der Verräumlichung eines geschlechtspezifischen kulturellen Gedächtnisses dient.
Das Problem war der Anfang, womit sollte ich beginnen? Stierle war in der Bibliothek nicht auffindbar, Biografien über Olympe de Gouges und Christine de Pizan waren ausgeliehen. Das Buch von der Stadt der Frauen eignete sich für den Beginn nicht. Die Lektüre Hazan`s ist ungemein interssant und anregend, gleichzeitig aber auch entmutigend in Bezug auf die eigene Arbeit.
Mittlerweile fand ich eine Monografie Christine de Pizan`s von Margarete Zimmermann und ich denke damit zu beginnen, Orte, die für das Leben von Christine von Bedeutung waren, aufzuspüren und zu beschreiben.
Christine de Pizan ist eine herausragende Persönlichkeit, vielleicht eine der ersten "Feministinnen" der Geschichte, eine hochpolitische, intellektuelle Autorin, Verlegerin und Buch-Macherin und wie Margarete Zimmermann meint, eine der ersten Repräsentantinnen "einer modern anmutenden weiblichen Existenz" im nahezu ausschließlichen männlichen Mittelalter.
Christine wurde um 1364 in Venedig als Tochter von Tommaso Benvenuto, Astrologe und Arzt, der später an den Hof König Karl V. gerufen wird, geboren. Christine verbringt ihre ersten Lebenjahre mit ihrer Mutter in Bologna, erst auf Drängen des Königs läßt Tommaso Benvenuto, der sich in Paris de Pizan nennt, seine Frau und Tochter nachkommen. Christine verbringt ihre Jugend im Umkreis von Karl V., der für sie lebenslang der ideale Herrscher bleiben wird, und dessen Biographie sie Jahre nach seinem Tod verfassen wird. Unter anderem lobt sie Karl V. als "wahren Baumeister". König Karl V. ließ neben seinem Stadtpalais Saint-Paul eine Kirche für den Coelestiner-Orden errichten, den Zwinger von Vincennes, die Bastille und den Louvre läßt er ausbauen und verschönern ( diese Orte könnten möglicherweise Eckpunkte meines Themenparcours werden, vorläufig möchte ich aber bei Christine bleiben, bevor ich diesbezügliche Nachforschungen anstellen werde).
Sie beschreibt ihre Jugend als glücklich und sorglos. Sie verehrte ihren Vater sehr, der die intellektuellen Fähigkeiten seiner Tochter wenn auch nicht aktiv fördert, so doch nicht zu unterbinden versucht. Im "Buch von der Fortuna" bedauerte Christine, dass Mädchen aufgrund ihres Geschlechtes von Bildung so gut wie ausgeschlossen waren. Sie lernte vieles von ihrem Vater und wollte ihm nacheifern, doch die Möglichkeit Wissen zu erwerben war für Mädchen nicht vorgesehen, was sie zutiefst bedauerte und anprangerte.
Im Alter von vierzehn oder fünfzehn Jahren wurde sie mit dem königlichen Notar und Sekretär Etienne de Castel verheiratet. Für Christine stellt die Ehe die ideale Lebensform für Männer und Frauen dar, vorausgesetzt, der Mann sei gütig, klug, treu und zärtlich. Sie meinte, dass Ehe und Liebe miteinander vereinbar seien, offenbar ist ihr dieses Glück zuteil geworden.
Nach dem Tod Karl V. ändert sich die politische Situation in Frankreich, die Zeit des Wohlstands und Friedens geht ihrem Ende zu und weicht einer "Epoche der Schwäche, die sich ihrem Ende zuneigt" (Eustache Deschamps).
Nach dem Tod Karl V. verschlechtert sich die Situation der Familie Pizan. Materielle Zuwendungen versiegen, die ehemaligen Günstlinge des Hofes können sich der Neider und Feinde nicht mehr erwehren. Etienne de Castel und der Vater sterben, die Brüder kehren nach Italien zurück. Christine bleibt auf sich allein gestellt zurück und muss für ihre drei Kinder und ihre Mutter sorgen. Üblicherweise wurden Witwen möglichst schnell wiederverheiratet, wenn das nicht möglich war, erwartete man von Witwen, dass sie zurückgezogen lebten und sich bestenfalls karitativen Aufgaben widmeten. Christine fand Arbeit als Kopistin in der Buchherstellung. In späteren Werken beschrieb sie die furchtbare Zeit der finanziellen Schwierigkeiten, die Angst vor sozialem Abstieg, die Probleme, die man ihr als Frau bereitete. Sie beklagte die Rechtlosigkeit und Ohnmacht von Witwen, deckte die Missstände auf. Bereits in ihren ersten Gedichten übt sie Sozialkritik und wirft dem Adel mangelnde Einhaltung seiner Schutzpflicht vor. Ab ungefähr 1394 begann sie zu schreiben. Sie bildete sich autodidaktisch. Sie meinte, dass nur ihr Leben als Witwe es ihr ermöglicht hätte, sich eine Existenz als Intellektuelle aufzubauen, da die Verpflichtungen als Hausfrau, Ehefrau und Mutter ihr ein Selbststudium verunmöglicht hätten. Margarete Zimmermann meint, dass Christine de Pizan mit ihrer neuen Existenz als Intellektuelle eine neue Geschlechterrolle übernahm. Pizan selbst beschrieb einen Wechsel von einer "weiblichen" Existenzform in eine "männliche", der ihr das Überleben in der 'Gesellschaft ihrer Zeit ermöglicht hätte.
Um 1400 entwickelte sich in Paris, möglicherweise als Reaktion auf die allgegenwärtige Bedrohung, eine Zeit des außerordentlichen Raffinements der Lebensführung. Paris wurde zum Zentrum der nouvelle facon", üppige Feste, dekadente Gelage, Maskeraden und Travestien erfreuen sich größter Beliebtheit, eine neue Mode entsteht. Die Erfindung von weiblichen und männlichen Körpern ist an der Mode mit ihren geschlechtlichen Zuschreibungen und Betonungen abzulesen.
Christine de Pizan veröffentlicht das "Buch vom Frieden'", das zu einer dauerhaften Befriedung beitragen soll. Tatsächlich kommt es nach der Ermordung des Herzog Ludwig von Orleans durch Johann Ohnefurcht zu bürgerkriegsartigen Ausschreitungen. Frankreich gerät zunehmend unter engliche Herrschaft, da Johann Ohnefurcht mit den Engländern paktiert. Der Graf von Armagnac wird zum Herrscher über Paris und übt eine Terrorherrschaft aus, was die Bevölkerung von Paris dazu bewegt, die Stadt 1418 den Anhängern Ohnefurchts zu öffnen. Ein furchtbares Massaker ist die Folge, die Armagnacen werden abgeschlachtet.
Das letzte Gedicht Christine`s ist eine Hommage an Johanna von Orleans. Die "Stadt der Frauen" ist vielleicht die erste Antwort auf den Rosenroman, der als Auftakt der "Querelle de femmes" gilt. Christine ist die erste Frau, die an der "Querelle" mitschreibt. Zimmermann meint, dass die Stadt der Frauen, "Cite des Demes", Utopie und Gedächtnisort sei, eine Gegenkonzeption von Weiblichkeit, als Antwort auf den Rosenroman. Eine ideale, imaginierte Stadt, ein befestigter Zufluchtsort für Frauen, mit den realen architektonischen Merkmalen einer mittelalterlichen Stadt, die der Verräumlichung eines geschlechtspezifischen kulturellen Gedächtnisses dient.
dietaeder - 5. Apr, 09:59
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